London 2015 – Favoritensiege und ein Rechenexempel

Es ist Februar und die Augen der Equalitytänzerinnen und -tänzer sind auf einen Ballsaal gerichtet, der mit seinem eigenwilligen Charme Tanzbegeisterte in den Südosten von London zieht. Vom Frühstückstisch unserer Ferienwohnung – visasvis – von eben diesem Ballsaal können wir beobachten, wie sich bereits kurz nach 9 Uhr die Ersten zu einer Schlange formieren, die kurz vor dem Einlass gut 50 m lang sein wird. Auch wir werden nicht mehr allzu lange warten, denn wer den Saal kennt, weiß, gute Plätze sind rar.
 


Kurz nach Zehn, die üblich Prozedur: Eintrittskarten und Startnummer holen, Schuhe wechseln und dann die wenige Zeit zum Eintanzen nutzen. Nicht nur die Körper müssen aufgewärmt werden – auch den Saal und die Umkleideräume gilt es aufzuheizen. Das Publikum scheint diese Aufwärmphase nicht zu brauchen, bereits bei den ersten Runden ist es begeistert und emphatisch dabei. Alle Tische sind besetzt und wer keinen Sitzplatz ergattert hat, steht eben, wenn es sein muss, auch über das ganze Turnier. Es ist dieses Publikum, das aus meiner Sicht einen großen Teil des Reizes dieses Turniers ausmacht. Es feuert alle Tanzpaare von ganzem Herzen an und spart nicht mit Beifall in allen Leistungsklassen. Dass die englischen, besonders die Londoner Paare hier auf einer nicht zu vernachlässigenden Welle des Lokalpatriotismus surfen sei ihnen von ganzem Herzen gegönnt.

Ich möchte mich vorab schon einmal bei allen Organisatoren rund um Ralf Schiller und Jacky Logan, allen Helfern im Vorder- und Hintergrund, allen Köchinnen und Köchen, die das exzellente Büfett erstellten, den Verantwortlichen für Musik (Marc Lunn) und Protokoll (Jane Weller) bedanken. Ihnen ist es gelungen, auch 2015 ein tolles Turnier auf die Beine zu stellen.

Nicht nur die Rahmenbedingungen stimmen in London, auch die sportlichen und tänzerischen Leistungen konnten sich sehen lassen. Zumal aus deutscher Sicht die Zeit zu den Meisterschaften nicht mehr allzu reichlich vorhanden ist, um sein Leistungsvermögen auf dem Parkett zu testen. Um es schon einmal vorweg zu nehmen, ich habe selten ein so anspruchsvolles und leistungsstarkes Finale in der A-Klasse Frauen Standard gesehen – Chapeau!

Vormittags: Standard der Herren und Latein Frauen. 21 Paare bei den Herren und 18 Paare bei den Damen, ein imposantes Starterfeld, auch wenn Grippe und andere Erkrankungen die Zahl der tatsächlich Startenden doch noch etwas verringerte.

Die Sieger bei den Männern Standard:
D-Klasse:             Valentine Fürpass und Christoph Hofmann, Schweiz
C-Klasse:             Andreas Woytowitz undn Erik P. Jäger, Deutschland
B-Klasse:             David Jameson und Tim Regan, UK
A-Klasse:             Axel Zischka und Stefan Lehner; Frankreich

Siegerinnen der Frauen-Wettbewerbe in den Lateinamerikanischen Tänzen:
D-Klasse:             Allison Jack und Mary White London, UK
C-Klasse:             Amanda Greenwood und Rachell Remnant, UK
B-Klasse:             Rachel Sparks und Marie Eisenhardt London, UK
A-Klasse:             Daria Trayanovich und Partnerin; Weißrussland

Die Pause stand nicht nur für das kalte Büfett zur Verfügung, sondern auch für das Eintanzen der TeilnehmerInnen der Abendveranstaltung: 30 Frauenpaare in der Standardsektion und (auch hier das Sorgenkind des Equalitytanzsports) nur 11 Paare Männer Latein.

Die Erstplatzierten in der Damenkonkurrenz:
D-Klasse:             Jade Owen und Annette Owen Basingstoke, UK
C-Klasse:             Helene Grob und Judith Wildi, Schweiz
B-Klasse:             Helga Eberherr und Agnes Schneider, Österreich
A-Klasse:             Caroline Privou und Petra Zimmermann, Deutschland

Auch bei den Herren sichteten die WertungsrichterInnen in 4 Leistungsklassen. Hier die Sieger:
D-Klasse:             Russell Coles und Paul Bamber, UK
C-Klasse:             Valentine Fürpass und Christoph Hofmann, Schweiz
B-Klasse:             Martin Arthur und Nigel Bradshaw, UK
A-Klasse:             Nejc Jus und Lemington Ridley, UK

Allen Platzierten gilt an dieser Stelle unser herzlicher Glückwunsch.

Besonders möchte ich aber den Paaren gratulieren, die sich zum ersten Mal auf das manchmal so glatte Turnierparket wagten: Zum ersten Mal gelang es in London ein Turnier in der Starter-Klasse auszutragen. Drei Paare starteten, um sich in jeweils zwei Standardtänzen und zwei Lateintänzen zu messen. Das Publikum trug diese Paare auf einer wahren Welle der Begeisterung aufs Parket und nahm ihnen damit sicherlich eine ganze Menge Lampenfieber.

Patricia Macleod und Joanne Williams, London UK gewannen beide Wettbewerbe.



In den A-Klassen also klare FavoritInnen-Siege. Axel und Stefan dominierten die Herren-, Caroline und Petra die Damen-Konkurrenz. Wir dürfen Caroline und Petra an dieser Stelle zum wiederholten Sieg (Ich glaube, es müsste jetzt der 13. Sieg infolge sein!) gratulieren. Das überraschend antretende Paar aus Weißrussland kannte man dann doch schon aus anderen Konstellationen. Und am Tanzstil von Nejc und Lemington schieden sich zwar die Meinungen des Publikums, nicht aber die Wertungen. Auch hier ein klarer Sieg vor dem Paar aus Dänemark.

Die vollständigen Ergebnisse findet man hier:

http://www.easycompsoftware.co.uk/results.asp


Bleibt nun noch das Rechenexempel. Stellen wir uns vor, wir belegen im Langsamen Walzer den 2. Platz, im Tango den 2. Platz und im Quickstepp auch den 2. Platz. Klar würden wir sagen, das macht in der Summe auch den 2. Platz. Aber Irrtum. Mit diesen Platzierungen gewinnt man eine Konkurrenz und landet auf dem Siegertreppchen. Und noch ein anderes Rechenbeispiel: Mit den Wertungen 4-4-5-2-1 landet das Paar auf dem 5. Platz. Nicht dass wir uns falsch verstehen, die Regeln sind eindeutig und auch der Computer hat richtig gerechnet. Das Ergebnis bereitet dann aber doch manchmal Kopfschmerzen und verursacht Diskussionsbedarf. Ein paar Fragen seien mir dann doch an die Wertungsrichterinnen und Wertungsrichter gestattet: Wonach bewerten Sie, wenn es keinen eindeutigen Favoriten gibt? Was gibt den entscheidenden Punkt, wenn das Starterfeld zu homogen ist? Mein Wusch wäre, lassen Sie die sportlichen und tänzerischen Leistungen entscheiden und nicht den Computer, der dann aus nicht ganz so eindeutigen Wertungen einen Sieger machen muss.

In diesem Sinne wünsche ich uns im laufenden Jahr noch viele spannende und interessante Turniere. Wir sehen uns irgendwo auf den Tanzflächen Europas.

Text: Henry Dölitzsch
Foto: Caroline Privou

 

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