Kleiner Wettkampf an der Elbe

Equalityturniere sind dünn gesät, und darum ist es umso erfreulicher, wenn ein Verein das Wagnis eingeht, eine neue Turnierserie aufzulegen. Der TSK Residenz Dresden, erfahrener Ausrichter schon der sehr gelungenen DM 2012, nennt seine neue Serie den "Elbsandsteinpokal", was sich auch in den extra hierfür gestalteten Trophäen widerspiegelt.

Leider liegt Dresden nicht gerade im Zentrum Deutschlands, und so mußten auch die Residenzler mit dem Problem jeder Erstveranstaltung kämpfen: Sehr zögerlich eintrudelnde Meldungen. Dazu kommt, daß die Paare ihre Kalender doch sehr weit im voraus belegen, und so hatten viele das Turnier trotz langer Vorankündigung und engagierter Werbung noch nicht in ihrer diesjährigen Planung. Die Folge war der Albtraum jedes Veranstalters: Zu wenig Starter, um alle Klassen voll belegen zu können, zu viele, um einfach alles abzublasen

Man entschloss sich nach Rücksprache mit den Paaren zu einer salomonischen dritten Lösung: Das offizielle Turnier wurde verschoben und findet nun am 15. März nächsten Jahres statt [Link zum Turnierkalender!]. Für die gemeldeten Tänzer - größtenteils aus der D- und C-Klasse - aber setzten die Dresdener kurzerhand einen Breitensportwettbewerb an, zu dem auch fast das gesamte Feld geschlossen anreiste. Eine großartige Idee, die gerne auch bei anderen Ausrichtern Schule machen darf.

Am 07. September fanden sich also acht Standard- und fünf Lateinpaare im Saal in der Enderstraße ein. Männer und Frauen teilten sich die Fläche unter den strengen Augen der Wertungsrichterinnen Beate Fricke, Renate Hölschke und Anja Schulze, während Sabine Reh souverän moderierte.

Breitensportturniere haben einen ganz eigenen Charme, wenn die Paare, die sich größtenteils zum ersten Mal vor Zuschauern präsentieren, Einmarsch, Vorstellung, offene Wertung und all die anderen kleinen Rituale des Turniertanzens zuerst durchleiden, dann aber mit jedem Tanz souveräner meistern und schließlich zum Teil gar genießen. Wer behauptet, es gäbe keinen Equalitynachwuchs, irrt jedenfalls erheblich!

Nach einer Vorrunde teilte sich das Standardfeld in ein "großes" und ein "kleines" Finale. Im B-Feld konnten Nina Frank und Paula Wolff von Pinkballroom Berlin den Langsamem Walzer für sich verbuchen. Dann aber legte die Konkurrenz nach, Bettina Posselt und Susanne Prang nutzten ihren Heimvorteil und zogen erst im Tango und dann auch im Quickstep an ihnen vorbei, um die Endrunde für sich zu entscheiden. Die Drittplazierten, Martin und Stefan aus Chemnitz, die erst seit einem guten Jahr zusammen tanzen, konnten den beiden Frauenpaaren bereits eine zwei und sogar eine eins abnehmen, ein schöner Erfolg für ihr allererstes Turnier.

Im “großen” Finale dann hatten sich die Damen am Rande aufeinander eingespielt und die Platzierungen blieben durch alle Tänze konstant; nur hier und da gab es einzelne Ausreißer in den Wertungen, doch nie um mehr als eine Platzziffer. Verdiente Sieger mit allen Einsen wurden Juliane Knebel und Cindy Fabienne Höper vom TSC Phönix Frankfurt, für die sich die weiteste Anreise aller Startpaare damit doch gelohnt hat. Der zweite Platz ging fast ebenso deutlich an die Lokalmatadoren Sven Faber und Hans-Jürgen Dietrich. Auf den weitere Plätzen folgten Sophia Arkenstette und Katrin Purschke von Pinkballroom Berlin, Kathrin Mende und Undine Grohmann sowie Andrea Siegert und Christine Kloss, alle vom Ausrichterclub.

Nach einer kurzen Tanzpause für das Publikum, um den Aktiven Zeit zum Kostümwechsel zu geben, sollten auch die fünf gemeldeten Paare der Lateinsektion zu ihrem Recht kommen. Um ein Haar wären es sogar sechs geworden, als eine der Standarddamen ihre Partnerin begeistert fragte, ob man nicht gleich weitertanzen wolle. Die ersten Runden hatten ihren Zoll gefordert, und so holte sie sich hier einen Korb, aber wenn sie spontan mit einer anderen Partnerin starten wolle, herzlich gerne. Gefragt, gefunden - Equalitytänzer sind da ja flexibel. Das Impromptu-Paar zog sich für einige Minuten in einen Nebenraum zurück, um kurz das gemeinsame Figurenrepertoire zu sichten und die nötige Rollenverteilung zu klären, während Paare, Publikum und Turnierleitung gespannt und geduldig warteten. Leider reichte das Selbstvertrauen dann doch nicht zum Start, aber es ist ein schönes Zeugnis für die familiäre und faire Stimmung in der Equalityszene, wie freudig gespannt Konkurrenz und Zuschauer die Aktion verfolgten.

Die Wertungen für die Lateinpaare fielen wieder bunter aus als in Standard. Um die Plätze drei, vier und fünf tobte ein spannender Kampf zwischen den Chemnitzern, Arkenstette/Purschke aus Berlin und den einheimischen Mende/Grohmann. Die Dresdnerinnen holten neben einem fünften zwei vierte Plätze, aber die Chemnitzer Herren hatten in Standard Blut geleckt und konnten das mit einem fünften, einem vierten und gar einem dritten im Jive überbieten, was ihnen insgesamt den vierten Platz sicherte. Arkenstette und Purschke hatten bereits einen zweiten und einen dritten Platz vorgelegt und sogar zwei Einsen eingeheimst, als der lange Turniertag im Jive schließlich seinen Tribut forderte. Mit einem etwas längeren Atem hätten sie vielleicht sogar nach dem zweiten Rang greifen können, der so an die Routiniers Faber und Dietrich ging. "Wir sind eigentlich gar kein Lateinpaar," beteuerte Hans-Jürgen noch kurz zuvor, aber nach dieser Vorstellung werden die zwei ihre Selbsteinschätzung wohl noch einmal revidieren müssen.

Unangefochten auf dem ersten Platz landeten wie schon in Standard die Frankfurterinnen Knebel und Höper - eine bemerkenswerte Leistung, wenn man bedenkt, daß auch sie noch kein Jahr zusammen trainieren, heute ihr erstes Turnier zusammen bestritten und Cindy gar zum ersten Mal überhaupt vor Wertungsrichtern tanzte. Wir dürfen gespannt sein, wie diese beiden bei dén nächsten Wettbewerben abschneiden.

Zum Abschluß gab es für die erschöpften Taktheldinnen und -helden noch ein besonderes Schmankerl: Beate Fricke und Anja Schulze zeigten, daß sie nicht nur zu werten verstehen, sondern auch selbst beherrschen, was sie sehen wollen - sind sie doch amtierende Deutsche Vizemeisterinnen der Hauptgruppe Latein! Mit Samba, Rumba und Paso Doble gaben sie den Paaren einen Vorgeschmack davon, was unser Sport noch alles für sie bereithält, und nach begeistertem Applaus und der lautstarken Bitte um eine Zugabe zeigten sie einen Jive, der die staunenden Zuschauer noch in vielen kommenden Trainingsstunden beflügeln wird.

Wie gut, daß der Rest des Abends bereits zum geselligen Tanzen eingeplant war, denn nach der Präsentation juckte es alle in den Füßen. Bis zum späten Abend lief die Musik, und wie bei Equality üblich, fand auf dem Parkett ein reges Wechselspiel unter den Paaren und Zuschauern statt. Als es schließlich still wurde im Saal, gingen die letzten Gäste mit dem festen Vorsatz, zum ersten “richtigen” Elbsandsteinturnier am 15. März 2014 unbedingt wiederzukommen.

Alle Ergebnisse des Tages unter folgendem Link: http://www.equalitydancing.de/files/Ergebnisse/130907_Dresden_equality_BSW/

TEXT: Venka Michaela Zimmer
Fotos: TSK Residenz Dresden; Venka Michaela Zimmer; Privat

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